Am 22.3.2018 machte sich eine 9-köpfige Gruppe der Sektion Markt Schwaben des DAV e.V. Richtung Hohe Tauern auf. In einer 5-tägigen Skihochtour sollte das Gebiet um den Venediger erkundet werden. Für den ersten Tag stand nach der Anfahrt der Zustieg zur Johannishütte auf dem Programm. Der schneidende Wind gepaart mit dem leichten Niederschlag gaben uns das Gefühl mit sandgestrahltem Gesicht auf der Hütte anzukommen. Umso angenehmer war der Aufenthalt auf der Johannishütte: Sowohl der bauliche als auch der „kulinarische Komfort“ waren ausgezeichnet. Trotz voll belegter Hütte war das Hütten-Team sehr freundlich und hilfsbereit – keine Selbstverständlichkeit in der Skitouren-Hochsaison.
Am nächsten Tag musste der Skihochtourenführer Markus Sellmeier die Tour leider abbrechen – eine Knochenhautentzündung hatte sich wieder Erwartens als nach wie vor äußerst schmerzhaft erwiesen. Für die Gruppe bedeutete dies zunächst eine Diskussion: Die Tour war im Sektionsprogramm als Führungstour ausgeschrieben. Führungstour bedeutet, dass ein entsprechend ausgebildeter Fachübungsleiter die Gruppe anführt, dabei die Entscheidungen trifft und somit Verantwortung für die Teilnehmer übernimmt. Neben anderen Gefahren ist der Knackpunkt bei Ski- und Skihochtouren insbesondere die Lawinengefahr. Um diese zu Vermeiden sind die richtige Spuranlage und im Zweifelsfall auch die Entscheidung umzudrehen ganz wesentlich. Für das Gebiet und die Höhe in der wir uns befanden war für die nächsten Tage mit der Lawinenwarnstufe 3 zu rechnen – eine Lage die durchaus Beurteilungsvermögen erfordert. Glücklicherweise war der Großteil der Gruppe relativ erfahren, so dass sich die Gruppe schnell einig war, die Tour als Gemeinschaftstour fortzusetzen. Gemeinschaftstour bedeutet, dass die Gruppe alle Entscheidungen gemeinsam trifft und jeder für sich selbst verantwortlich ist. Unterwegs wurde immer wieder diskutiert, ob, wo und wie wir weitergehen. Dabei profitierte die Gruppe besonders von der Erfahrung Benedikt Scheuereckers. Benedikt ist ausgebildeter Skitourenführer, jedoch kein Skihochtourenführer. Aus rechtlichen Gründen darf ein Skitourenführer eine Skihochtour nicht führen.
So starteten wir am 2 Tag als Gemeinschaftstour Richtung Essener – Rotsocker – Hütte. Da das Wetter viel schlechter als erwartet war, entschieden wir uns für den direkten Übergang. Mit Harscheisen unter den Skiern tasteten wir uns mittels GPS-Gerät und der sehr empfehlenswerten App „Alpenverein-Aktiv“ durch den Nebel.
Das Wetter der nächsten beiden Tage sollte uns jedoch für die beiden Schlechtwetter-Tage mehr als entschädigen: Nach klarer Nacht brachen wir bei großer Kälte und ungetrübter Morgensonne Richtung Geiger auf. Benedikt spurte den langen, anstrengenden Anstieg bis unter den Gipfelaufbau des Großen Geigers. Vom Skidepot stapften wir bei guten Verhältnissen abwechselnd voraus zum Gipfel (3360 m). Die Sicht war berauschend: Im Norden war das Inntal mit dem Pentling auszumachen, im Süden wirkten die Dolomiten so nahe wie ein Katzensprung. Einfach herrlich! Zurück am Skidepot fuhren wir Richtung Maurertörl ab – dieses sollte unser Übergang zur Kürsinger Hütte werden. Nach einem kurzen Gegenanstieg zum Törl hatten wir eine mehrere Kilometer lange, prachtvolle Abfahrt in bestem, unverspurtem Pulver vor uns. Von einem der Teilnehmer war dabei gar der Ausspruch zu hören: „Sowas habe er noch nie erlebt“. Die traumhafte Abfahrt brachte uns schließlich in die sogenannte „Türkische Zeltstadt“ – ein Eisbruch und für diesen Tag unser tiefster Punkt. Nun stand uns noch ein Aufstieg von ca. 400 hm zur Kürsinger Hütte bevor. Nach einem traumhaften Tag und ca. 1800 Höhenmetern in den Beinen kamen wir glücklich auf der Kürsinger Hütte an.
Für den nächsten Tag war die Schlieferspitze geplant – auf diesen Gipfel mussten wir jedoch verzichten: Wir hatten die Tour von Süden gestartet, und befanden uns jetzt auf der Nordseite des Alpenhauptkammes. Für den Übergang zurück nach Süden, bei dem auch der Gipfel des Großvenedigers bestiegen werden sollte, war ein Schön-Wetter-Tag erforderlich. Übermorgen sollte das Wetter jedoch schlecht werden. So beschlossen wir, bereits am nächsten Tag über die Venediger-Scharte zum Großvenediger aufzusteigen. Bei bestem Wetter und angenehmen Temperaturen machten wir uns an die 1220 Höhenmeter. Ganz zum Schluss galt es über einen kurzen, schmalen Firngrat den Gipfel (3666 m) zu erreichen. Nachdem wir die hervorragende Fernsicht genossen hatten, machten wir uns an die fast 2200 Höhenmeter Abfahrt. Die Schneequalität war ok – aber mit dem Vortag nicht zu vergleichen. Wir gönnten uns einen Abstecher auf die Sonnenterrasse der Johannishütte. Nach 4 Tagen kamen wir wohlbehalten wieder in Markt Schwaben an.
Michaela Huber
Hallo Michaela,
da sind ja mal richtig schöne Bilder dabei!
Ja – und so toll wie es aussieht war es auch! 😉