Unsere Hochtourenwoche führte uns dieses Mal ins Monte-Rosa-Massiv. Lutz, Stade, Markus, Beni, Ruth, Ali und Uli trafen sich am 9. August 2018 in Staffal, wo wir uns nach einer Übernachtung im Tal zur Gabiet-Hütte aufmachten. Dort erleichterten wir unseren Rucksack um die Übernachtungsutensilien und die Gletscherausrüstung und zogen weiter Richtung Stolemberg, unserem Akklimatisierungsgipfel. Lange hielt es uns dort aber nicht, und auf dem Rückweg zur Hütte nahmen wir noch den „Buckel gegenüber“ mit und kühlten in einem Minisee auf halber Strecke unsere Füße.
Am nächsten Tag ging’s mit vollem Gepäck weiter auf die Gnifetti-Hütte, mit einem Abstecher auf den Gipfel des Alta Luce/Hochliecht, der uns schon einen schönen Blick auf unsere nächsten Ziele bot.
Für den Sonntag hatten wir eigentlich die „kleineren Gipfel“ in der Nähe der Gnifetti-Hütte geplant. Da das Wetter an diesem Tag aber noch relativ lange gut sein und danach wechselhafter werden sollte, entschieden wir uns für die weiter entfernt liegenden Gipfel. Unser erster war die Zumsteinspitze (4.563 m), die wir über einen kurzen schmalen Firngrat und ein paar leichte Klettermeter im Fels erreichten. Im Hintergrund die Dufourspitze, doch den messerscharfen Firngrat dort hinüber hätten wir nicht gehen wollen … Schnell waren wir in der Scharte zurück und gegenüber auf der Signalkuppe, auf der sich die Capanna Regina Margherita befindet, die mit 4.554 m höchstgelegene Hütte der Alpen. Eine sagenhafte Aussicht rings um uns herum! Die für uns jetzt schon etwas bekannteren Berge des Mattertals und des Saastals, im Westen der Mont Blanc, im Südwesten der Gran Paradiso … Da unser Rückweg einen kurzen Gegenanstieg bedeutet hätte, hielten wir es für eine gute Idee, noch die Parrotspitze (4.432 m) zu überschreiten, um uns diesen später zu ersparen. Außerdem hätten wir sonst für diesen Gipfel noch einmal bis hierher laufen müssen, und jetzt waren wir ja gerade schon mal da. Lutz hatte zwar etwas von Mini-Biancograt gesagt, aber das ging irgendwie ein bisschen unter … So stapften wir los, schoben zwischendrin noch einen Riegel ein, als es Richtung Gipfel doch steiler und schmaler wurde am Grat. Wir mussten ja gleich oben sein. Das waren wir auch. Doch dort sahen wir, dass der Abstieg ziemlich lang den Grat entlangführte, der so schmal war, dass man schon sauber und konzentriert gehen musste, denn links und rechts ging es steil nach unten. Zum Glück war es inzwischen relativ spät, so kam uns nur ein Bergsteiger entgegen. Stärkerer Gegenverkehr hätte das Ganze schon spannend gemacht. Kompliment an Ruth, die vorher nur einmal relativ kurz mit Steigeisen gegangen war und alles sehr gut meisterte. Nach einer gefühlt endlosen Strecke kam endlich der Linksschwenk in die Flanke, und bald waren wir auf unserem Weg zur Hütte.
Da sich das Wetter am Montag tatsächlich schnell verschlechterte, bestiegen wir nur die Vincentpyramide (4.215 m). Die Berge steckten schon in Wolken, doch wir hatten das Glück, dass es noch einmal für drei Minuten aufriss, als wir gerade am Gipfel waren. Ein grandioser Anblick! Auf der Gnifetti machten wir kurz Halt, um unsere restlichen Sachen zu holen, denn wir hatten nur für zwei Nächte reservieren können und mussten in die 150 m tiefer liegende Mantova Hütte „umziehen“. Gott sei Dank machten wir das direkt, denn es schüttete den ganzen Nachmittag. Wir kamen noch im Trockenen an.
Auch am Dienstag war das Wetter anfangs gut. Unser erstes Ziel war das Balmenhorn (4.167 m), auf dessen Felsgipfel eine überlebensgroße Christusstatue aus Bronze steht, die aus Kriegsschrott aus dem 2. Weltkrieg gefertigt wurde. Sie ist eine Friedensstatue. Auf das Balmenhorn führt ein kurzer Klettersteig. Es gehört zu den Gipfeln, die zwar in der offiziellen UIAA-Liste als 4000er gelten, aber dennoch etwas abfällig als „Nicht-Berg“ bezeichnet werden, weil sie im Verhältnis zu dem sie umgebenden Gelände so niedrig sind. Danach ging es weiter zum Schwarzhorn oder Corno Nero (4.322 m). Dort hieß es Nerven bewahren, denn verschiedene Gruppen sowie Bergführer mit ihren Gästen wollten hinauf. Die Nordflanke ist im unteren Teil 45°, im oberen Teil 50° steil, zum Gipfel selbst führt eine kurze luftige Felskletterei mit einer Stelle im II. Grad. Da die meisten Gruppen auch in der Flanke sicherten und ein solches Gedränge herrschte, kletterten nur Ali und Uli hinüber zur Madonna, dort allerdings auch gesichert, weil es in der Höhe am Vortag geschneit hatte. Blieb noch die benachbarte Ludwigshöhe (4.341 m), der südlichste 4000er der Schweiz. Auch sie erreichten wir bald. Dann aber machte es schnell zu und es rumpelte verdächtig, so dass Lutz zum Rückzug blies (bzw. pfiff). Es begann zu graupeln, aber ein Gewitter kam zum Glück nicht, und nachdem wir im Schnellschritt unterwegs waren, kamen wir relativ trocken an der Mantova an.
Am Mittwoch traten Lutz, Stade und Markus die Heimreise an, weil sie am Donnerstag arbeiten mussten. Beni, Ruth, Ali und Uli hatten sich noch die Punta Giordani (4.046 m) vorgenommen, weil das Wetter an diesem Tag noch einmal sehr schön werden sollte. Auch sie ist als 4000er umstritten, da sie nur die Schulter im Südostgrat der Vincentpyramide darstellt. Aber was soll’s, wir bewegten uns nochmal, saßen oben eine Stunde lang in der Sonne und hatten einen wunderbaren Blick auf fast all unsere Gipfel der Vortage, ehe auch wir uns ins Tal aufmachten.
Eine tolle Tourenwoche im Wallis mit vielen eindrucksvollen Gipfeln und Erlebnissen! Danke an Lutz und Stade!