Mitte Juli durch die Matterhorn Nordwand? Klingt komisch, war aber so. Und war gut!
Nach einer Eingehtour durch die Obergabelhorn Nordwand bei besten Verhältnissen, einer Schneiderfahrt nach Chamonix wegen zu viel Schnee in einer zuerst anvisierten Kombitour waren Wastl und Justus dann beim Ziel Matterhorn Nordwand über die Schmid-Route (TD/+, 1200 Hm, V, 80°) angelangt.
Um ein paar Körner zu sparen ließen wir uns am Vortag 10. Juli auf 2500 m zur Bergstation Schwarzenberg hinaufshuttlen, wollten dann aber doch unsere Ehre retten und selbstversorgend auf dem Bossi-Biwak im Furggengrat und nicht auf der Hörnlihütte übernachten. Ein passend getimter Eisschlag hielt uns aber rechtzeitig von der Querung zur Biwakschachtel ab und trug mit der gezwungenen Übernachtung auf der Hörnlihütte zur wesentlichen Erleichterung unserer Geldbeutel bei. Kurioses ist da geboten, alle Länder der Erde vertreten, Filmteams nehmen Interviews, aufgelöste Hörnligrataspirantinnen lassen sich ihre Rucksäcke von den Guides zerfleddern, gesoffen und gegrölt wird trotz der so hoch gehaltenen Hüttenordnung bis 0 Uhr etc. pp. – kann man gesehen haben, muss man aber nicht. Fairerweise bleibt festzuhalten: Anbau/Sanierung der Hütte sehr gelungen, gutes Essen, freundliches Personal.
Wir hatten von den guten Bedingungen Ende Juni gehört und vom Obergabelhorn gegenüber sah auch alles fein aus. Letztlich waren wir aber doch eher am Ende der günstigen Verhältnisse in der Wand unterwegs:
· Die ersten 400 Hm Firnteil hatten nur noch eine sehr dünne „FrontzackOnly“ Schneeauflage. Aufpassen, beim Einstieg unten wirklich ganz rechts sein/bleiben! Wir haben einen umständlichen links-rechts Schwenk hingelegt bei einem Felsriegel im unteren Teil, tja in der Nacht ists dunkel! Randkluft ist mit ca. 6 m hübsch hoch und steil, da wirst wach.
· Der Übergang zur Naht ist die Schlüsselstelle im Fels, Aufschwung ca. 10 m, V. Danach leichtesten Weg denken und gehen, dann passts Richtung Naht!
· Ab der Naht gabs viel Blankeis bis nach dem Wasserfall, aber auch viele Seillängen genialer Gully-Kletterei bzw. eine Seillänge schönen 80 Grad Wasserfall. Praktisch durchgehend halbwegs absicherbar, kleine Cams und kurze Schrauben gut.
· Obenraus Lockerschnee auf Fels, macht einen auch nicht gerade schneller.
Insgesamt ging alles solide und ohne Stein- und Eisschlag! Einzig Wastls Steigeisenfrontbügel quittierte zwei Seillängen vor dem Wasserfall (auf knapp 4100 m..) seinen Dienst und brach, schlechter Zeitpunkt liebes Grivel, zum Glück konnte das Teil mit Draht provisorisch am Fuß gehalten werden! Also alles keine Rekordzeitbringer, so standen wir nach Aufbruch um 02:20 um 15:00 Uhr am Gipfel, und waren nach Abstieg über den Hörnligrat um 19:00 wieder auf der Hütte. Bierchen zischen und Abstieg nach Zermatt, wo wir nach über 20 Stunden froh waren die Füße mal lang machen zu können. Dann Kneipe, letzten Zug nach Herbriggen verpasst, Taxi, Tütensuppe, T6 umklappen – gute Nacht!!
Fazit: sehr eindrucksvolle Wand in grandiosem Ambiente, Traumtour!
Matterhorn Nordwand:
Obergabelhorn Nordwand: