Mein lang ersehnter Traum ist endlich in Erfüllung gegangen: Wir waren in den Julischen Alpen, im Triglav-Nationalpark, hatten herrliches Wetter und alles hat gepasst!
Eine „große“ Expedition brach am Donnerstag-Nachmittag des ersten Juliwochenendes von Markt Schwaben gen Süden auf: Lutz Gründel und ich (Mich Huber). Fünf Stunden später sind wir am Wocheiner See (Bohinij jezero) im Herz der julischen Alpen angekommen – Noch kurz den Ausgangspunkt der Tour erkundet, kurz vor Ladenschluss eine slowenische Pizza verdrückt und dann an Wegesrand zum Savica-Wasserfall (slap savica) übernachtet. Am Freitag um 5:00 mit frischem Espresso gestartet, vor Beginn der eigentlichen Tour den Aussichtspunkt des Wasserfalls für eine kleine Foto-Session erklommen und dann ging’s endlich los:
Die Tour durch’s Sieben-Seen-Tal über die Dolic-Hütte auf den Triglav. Die Slowenen sprechen übrigens ihren Berg „Triglau“, mit „U“ – was übersetzt soviel heißt wie der „Dreiköpfige“:
Von der „Koca pri Savici“, einer kleinen Wirtschaft am Wasserfall geht es durch die Komarca, eine ca. 600m hohe Wand steil zum siebten der sieben Seen (die werden von oben nach unten gezählt): dem schwarzen See „Crno jezero“ in dem eine endemische Salamanderart vorkommen soll – die haben wir aber nicht gesehen, dafür aber eine exotische Schönheit: „Lilium carniolicum“ – die Krainer Lilie, die nur in dieser Gegend – eben der Krain vorkommt. Dieses Wissen verdanke ich Lutz – ich hätte mich nur am schönen Aussehen der wunderbaren orangen Blüte erfreut.
Nach abwechslungsreicher Wanderung kam auch schon die idyllisch gelegene Sieben-Seen-Hütte (Koca pri Triglavski jezerih) auf 1.685m in Sicht. Da am Wochenende zuvor erst die Saison begonnen hatte, waren die Versorgungsflüge mit dem Heli in vollem Gange, aber in der Küche brodelte schon eine kulinarische Spezialität: die Jota – eine Sauerkrautsuppe mit Bohnen und Kartoffeln. Dazu ein Radler – ja auch das gibt es, allerdings mit Grapefruit-Geschmack, aber schmeckt auch gut!
Frisch gestärkt ging’s weiter bergan, vorbei am Veliko Jezero, Ledvica (dem Eis-See) auf 1.830m weiter zum Zeleno Jezero, auf ca. 2.000m – den man unter dem vielen Schnee schon garnicht mehr ausmachen konnte. Hier steht querab die Prehodavci-Hütte (Zasavska koca na Prehodavcih). Die Sonne brannte und wir erreichten kurz darauf den Hribarice-Kessel auf gut 2.350m – für mich war dies einer der schönsten Punkte der eh schon grandiosen Landschaft! Über den Hribarice-Sattel etwa 200Hm nach unten und auf einer dicken Altschneedecke querten wir zur Dolic-Hütte (trzaska koca pri dolicu) – 2.152m. Unser Tagesziel war erreicht – nach gut 2.000Hm, mit unserer Foto- Session zu Beginn. Bei der Hüttenreservierung sagte mir der Hüttenwirt, sie hätten drei Meter Schnee, was ich für übertrieben hielt – in Wirklichkeit waren es dann vermutlich vier Meter! Es hatte dieses Jahr wahnsinnig viel Schnee – alle Bilder die ich sah, zeigten das Gebiet schneefrei, in „Live“ sah es eher nach vergletschertem Hochgebirge, als nach Wandergegend aus. Bis auf ein Ehepaar aus Alaska waren wir die einzigen Gäste auf der Dolic-Hütte.
Tags darauf ging’s erst über ein steiles hartes Schneefeld, bald über ehemalige Militärwege über kupiertes Gelände zur Morbegno-Kaserne, die im ersten Weltkrieg über 300 italienische Soldaten beherbergt haben soll. Weiter an den Wandfuß der Triglav-Westflanke, der Weg führt hier zur Flitscher Scharte (Triglavska skrbina), ich denke durch den vielen Altschnee war dies der spannendste Abschnitt der gesamten Tour. Leise und sanft schlichen wir nach oben – oberhalb der Scharte war der Rücken auf den Triglav schneefrei und hervorragend gesichert. Mittags standen wir am Aljavez Stolp, dem berühmten Blitzschutzhäuschen am Gipfel des höchsten slowenischen Berges auf 2.864m. Besonders beeindruckend war der Blick ins Vrata-Tal zum Aljaz-Haus (Aljazev dom), das etwa 1.800m tiefer liegt – es führen auch herrliche Wege durch die Nordabbrüche des Triglav, habe ich mir sagen lassen!
Für uns ging’s über den versicherten Steig zum kleinen Triglav (Mali Triglav) 2.725m und weiter zum Planika-Haus (Dom Planika pod Triglavom) auf 2.401m, dort eine kleine Rast und weiter auf schönen Wanderpfaden zur nächsten Schutzhütte: dem Vodnik-Haus (Vodnikov dom na Velem polju) auf 1.817m. Es ist eine urige Hütte mit sehr freundlicher Hüttenwirtin und natürlich Jota, der Sauerkrautsuppe und Grapefruit-Radler. Kulinarisch auch zu empfehlen: Krainer Wurst mit selbst gebackenem Brot und ein Glas Refosk – einer alten Rotweintraube, die im Friaul als Refosco bekannt ist.
Nach einer wunderbaren Nacht begann der dritte und letzte Tourentag: der Abstieg. Der Weg wand sich idyllisch durch verschiedene Vegetationen bis ins Voje-Tal, entlang des Baches Mostnica, zum Teil sogar klamm-ähnlich bis in den Talort Stara Fuzina („Althammer“). Von hier noch einen guten Kilometer nach Ribcev Laz am Wocheiner See. Hier legen Elektroboote an, die früher auf dem Königssee in Berchtesgaden Dienst taten. Jetzt verkehren sie zwischen Ribcev Laz und Ukanc, dem hinteren Ende des Sees. Die Fahrt war kurzweilig, angenehme Aussicht gab’s und informativ war’s auch noch – was will man mehr!
Von Ukanc noch eine Wandereinheit von etwa 3km eingelegt, bis zum Ausgangspunkt – vorbei am Hotel Zlatorog – überall findet sich „Zlatorog“ (Goldhorn). Der weiße Gamsbock Zlatorog hatte goldene Hörner und ist eine Sagengestalt, die in den slowenischen Bergen seine Heimat hatte.
Die Slowenen sind super nette Leute, wir kamen mit deutsch, englisch, einem „dober dan – Guten Tag“ und „Hvala – Danke“ perfekt über die Runden. Ich habe dank Lutz viel von der Botanik gelernt und ich werde sicher wieder in die julischen Alpen fahren!
Euer Mich…