Es hat mittlerweile Tradition, dass jedes Jahr eine Tour in die Julischen Alpen führt. Diesmal haben Lutz und ich die westlichen Julier ins Auge gefasst. Die „Alpe Giule Occidentali“ liegen in Italien, schmiegen sich direkt an die slowenische Grenze. Schon auf der Anreise, für ein slowenisches Feeling, insbesondere das Essen, leitete Lutz die muntere Gruppe kurzerhand über den Wurzenpass nach Podkoren zu Jota (Sauerkrautsuppe) und Lasko-Zlatorog-Bier – der kleine Umweg war’s wert.
Über Tarvis ging auf den Passo Sella Nevea und weiter auf die Montasch-Hochebene mit seinen wunderschönen Almen, zufuß einen Katzensprung weiter auf die Rifugio Giacomo di Brazza (benannt nach dem Zweitersteiger des Montasch (2.753m), oder „Jof di Montasio“, wie er italienisch heißt). Eine kleine Hütte mit traumhaften Ausblick auf den Kanin- und den Montasch-Gebirgszug.
Am Freitag war aufgrund durchwachsener Wetterbedingungen der Leva-Klettersteig auf die Cima Terra Rossa (der Berg der roten Erde – 2.420m) unser Ziel. Dieser Klettersteig führt gut gesichert durch die Bänder des Montasch-Zuges. Neugierige Steinböcke waren den ganzen Tag unsere Begleiter. Das Wetter wollte uns dann noch kurz zeigen, dass es auch in Italien regnen kann. Der kurze Schauer begleitete uns noch auf den Gipfel und belohnte uns dort mit einem wunderschönen Regenbogen. Nach dem Abstieg über schmale Militärwege wurden wir auf der „Brazza“ mit lokalen Spezialitäten verwöhnt.
Das eigentliche Ziel der Tour, der Montasch wurde am Samstag angegangen, weil das Wetter ein bisschen besser vorhergesagt war. Der Aufstieg sollte über den Findeneggweg nach oben und über den Pipan-Leiternweg (mit seiner sagenhaften 60m-Leiter „Scala Pipan“) wieder zum Ausgangspunkt zurück führen. Der Weg des Erstbesteigers Herrmann von Findenegg, einem Apotheker aus Villach ist kein klassischer Klettersteig, sondern „kaum gesichert“ und „über weite Strecken sehr steinschlaggefährdet“ – so die Stichworte aus der Literatur. Das erwartete und dann auch: ein wilder Weg mit gigantischen Tiefblicken ins über 1.000m tiefer liegende Tal – Findenegg-Band und Findenegg-Schlucht waren die beeindruckendsten Passagen im Aufstieg. Mit leichten Graupel-/Nieselwetter verweilten wir kurz am Gipfel (leider ohne Sicht). Auf dem „Normalweg“ ging’s nach unten, wobei hier nochmal das Highlight, die 60m-Leiter aus dem Ersten Weltkrieg ins Kar zurückführt. Unsere Schrofenabfahrt wurde natürlich wieder von jungen Steinböcken neugierig beäugt.
Nach einem flotten Abstieg, zogen wir um auf die Rifugio Gilberti am Fuße des Monte Canin (Kanin, 2.587m). Dazu runter zum Auto, rüber zur Seilbahn und mit einer der letzten Kabinen davon hoch, um uns den 800Hm Anstieg zu ersparen. Leider steht die „Gilberti“ mittlerweile mitten in einem Pistenskigebiet, was sich nicht positiv auf Ihren Charme auswirkt – aber ein idealer Ausgangspunkt für unseren nächsten Trip: die „Via ferrata Divisione Julia“ auf den Monte Canin.
Der Steig wurde vor Kurzem saniert und wird als einer der besteingerichteten Klettersteige in den Julischen Alpen beschrieben. Der Zustieg führte über alte Militärwege durch traumhafte und wie ich finde, typisch julische Stein-/Felsformationen über kleine und große Altschneefelder, die bald Pickel und Steigeisen notwendig machten (haben sich noch jedes Jahr in den Julischen Alpen bewährt!).
Nach einem spannenden Einstieg über die Randkluft des Altschnees zog bestens gesichert die „Via Julia“ nach oben. Am Kanin, über dessen Kamm sich Slowenien und Italien berühren, zeigte sich die slowenische Gebirgslandschaft in voller Pracht. Dem Grenzrücken entlang ging’s in einem großen Bogen, vorbei am Felsenfenster (Okno) und die Prevala-Scharte zurück zur Gilberti-Hütte.
Und wieder zeigte es sich: Die Julischen sind immer eine Reise wert, es gibt immer noch Neues zu entdecken – Traumhafte Berge und für alle Sinne was dabei 😉
In diesem Sinne – LG, Mich