Zum Fronleichnams-Wochenende durfte eine Gruppe begeisterter Bergwanderer und Kletterer bereits zum 2. Mal in der Sächsischen Schweiz in der Dessauer DAV-Hütte zu Gast sein:
Am Donnerstag …
gingen wir zunächst gemeinsam mit großer Gruppe in den böhmischen Teil des Elbsandsteingebirges. Der Wanderweg führte uns durch 2 romantische Klammen (Edmundsklamm und Wilde Klamm), die mit dem Boot passiert werden mussten. In ‚Mezni Louka‘ (Rainwiese) stärkten wir uns mit böhmischen Knödeln und bestem böhmischen Bier.
Den Gabrielensteig als Rückweg nahmen alle gemeinsam unter die Sohlen – er geleitete uns unterhalb von ‚Zuckerhut‘ und ‚Prebischkegel‘ zum berühmten Prebisch-Felsentor, dem größten seiner Art in Europa, wo uns leider kurz ein Gewitter erwischte. Bei Sonnenschein erreichten wir schließlich den Ausgangspunkt Herrnskretschen mit der Fähre.
Für unsere Unternehmungen am Freitag und am Samstag haben wir uns jeweils in zwei Gruppen aufgeteilt, eine von Lutz, eine von Gerlinde geführt. So konnte sich jede(r) nach Vorlieben und Kondition entscheiden, bei welcher Tour sie/er mitgeht.
Am Freitag …
… ging‘s los vom Parkplatz bei Rathen auf der Elb-Südseite. Ein durchgehend sonniger heißer Tag lag vor uns. Alle zusammen überquerten wir die Elbe mit der Gierseilfähre – ein pfiffiges Gefährt, (fast) nur von der Wasserströmung umweltschonend bewegt. Auf der Elb-Nordseite ließen wir schnell die ersten Buden, Hotels und Restaurants hinter uns und stiegen bergan, über viele Stufen, ins Gebiet der Bastei hoch. Beim Tiedgestein, benannt zur Erinnerung an den Dichter gleichen Namens, genossen wir die ersten beindruckenden Aussichten, bevor wir uns in die 2 Gruppen aufteilten.
Unter Gerlindes Führung gingen Belle, Andrea, Irene, Markus, Mike, Heinrich und Werner weiter hinauf zur Bastei, vorbei an der Felsenburg Neurathen, über die berühmte Basteibrücke, und waren so mitten im (gut erschlossenen) Labyrinth der Felsen, Türme und Abgründe. Äußerst beindruckende Aussichten auf Kletterfelsen und das Elbtal, gar nicht so weit entfernt sichtbar die markanten Tafelberge Königstein und Lilienstein. Unterhalb (für uns nicht einsehbar) ahnten wir die andere Gruppe, die sich für die beherzte Tour über die Rahmhanke entschieden hatte – ein ungesicherter, teilweise sehr ausgesetzter Klettersteig auf einem Felsband bis zum ‚Wartturm‘ (mit großem Felsabbruch).
Nicht umsonst ist die Bastei einer der markantesten (Aussichts-)Punkte der Sächsischen Schweiz. Das Gewusel an Touristen nahm zu, und wir malten uns mit leichtem Schaudern aus, was hier am Wochenende wohl los sei. Nur zu gerne verließen wir nun diesen touristischen Hot-Spot, ließen die unvermeidlichen Hotels, Restaurants, etc., hinter uns, und wandten uns endlich unsere eigentlichen Leidenschaft, dem Bergwandern zu!
Durch zum Glück überwiegend schattige Wald-Passagen, vorbei an Lichtungen mit Grüppchen von Fingerhut mit ihren leuchtenden Blüten, peilten wir die ‚Schwedenlöcher‘ an. Diese geologisch herausragende Schlucht, mit vielen Fels-Türmen, engen Spalten, und Durchbrüchen ist das Ergebnis langer Erosionsprozesse in den weicheren Elbsandstein. Damals, im Dreißigjährigen Krieg, noch schwer zugänglich und sehr verborgen, dienten die Schwedenlöcher für die Einheimischen als Fluchtpunkt und Versteck vor den schwedischen Soldaten. Dank ihrer späteren Erschließung konnten nun auch wir diese urige Fels-Landschaft über Stiegen, Stufen , und Eisenleitern durchqueren und genossen das Abenteuer-Feeling. Dass das Ganze nicht „ohne“ ist, zeigt die Tatsache, dass immer wieder Felsstürze (zuletzt 2013) zu Gefahren und Sperrungen führten.
Die Stiegengeher setzten ihre Tour durch den Hirschgrund fort und nach Aufstieg durch den urwüchsigen, inzwischen selten begangenen Griesgrund war am steinernen Tisch eine Brotzeit fällig. Der Weiterweg führte (mit Abstecher zum Aussichtspunkt ‚Pavillon‘) ebenfalls durch die Schwedenlöcher vorbei am Amselfall (mit geschlossenem Gasthaus) zum malerisch gelegenen Amselsee, mit Fischen unter und Tretbooten über Wasser. Zwischen den Bäumen konnten wir die ‚Lokomotive‘, einen sehr markanten Kletterfelsen sehen.
Während Lutz‘s Gruppe dem ‚Lamm‘ und der ‚Lokomotive‘ mit dem bekannten ‚Überfall‘ einen Besuch abstattete, um dann den interessanten Abstieg vorbei am Maiturm in Angriff zu nehmen, war das neue Etappenziel von Gerlindes Gruppe der ‚Hockstein‘, ein zerklüftetes Felsplateau, auf dem ehemals eine mittelalterliche Burgwarte stand (gegenüber das Örtchen Hohnstein, Heimat des ‚Hohnsteiner Kaspers‘). Über die Teufelsbrücke gelangte unsere Gruppe in die die enge, steile Wolfsschlucht und erreichte schließlich das Polenztal. Über einen Bergrücken ging es dann zurück zur Rathener Fähre. Wie uns Markus hinterher nach Befragung seines Garmins verriet, waren wir 20 km zu Fuß unterwegs gewesen.
Die Hoffnung auf ein frisches Eis oder ein kaltes Bier hatte uns schließlich noch für die letzte Etappe motiviert. Erst in Königstein aber, schon auf der Heimfahrt, fanden wir ein nettes Kaffeehaus, wo wir unsere Wandertour angemessen beschließen konnten.
Der abendliche Spaziergang führte alle gemeinsam zum Forellenessen in die nahe Papstdorf gelegene Liethenmühle.